Gamechanger oder Rockstar unter den alternativen Energien? Das Thema Wasserstoff beschäftigt aktuell Politik, Industrie und Forschung gleichermaßen. Ein Grund für die Messe Frankfurt, Wasserstoff-Experten zu einem digitalen Diskussionspanel einzuladen. Am 24. Juni nutzten Vertreter verschiedener Unternehmen und Forschungseinrichtungen die Gelegenheit, um über die Frage zu diskutieren, ob Wasserstoff der Gamechanger für unsere künftige Mobilität sein könnte.
Beim Expertentalk rechnete Prof. Thomas Willner, Leiter Forschungsgruppe Verfahrenstechnik, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) in seinem Vortrag vor, dass uns nur noch sieben Jahre bleiben, um das 1,5 Grad-Ziel bei der Erderwärmung zu halten, wenn wir es bis dahin nicht schafften, CO2-einzusparen. “Bei der Elektromobilität ist es leider so, dass wir einen Verzug von fünf bis 15 Jahren eingebaut haben, weil wir erst einmal den erhöhten CO2-Ausstoß für den Batteriebau abbauen müssen. Das Kriterium ‚no delay‘, also kein Verzug, kann im Prinzip nur noch von alternativen Kraftstoffen erfüllt werden – egal, ob flüssig oder gasförmig – wir reden hier also auch von Wasserstoff.“
Dieser Sichtweise schloss sich auch Dr. Thorsten Jänisch, Wissenschaftler am Institut für Verbrennungstechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) an: „Die Brennstoffzelle und das elektrische Fliegen werden sich wegen der langen Entwicklungszyklen vermutlich erst nach 2050 soweit durchgesetzt haben, dass man einen richtigen Effekt sieht. Bei den Near-Drop-In Fuels können wir das 2030 erwarten, aber wir haben nicht mehr so viel Zeit, wir müssen jetzt handeln und da sind die Drop-In-Fuels aus Biomasse oder grünem Wasserstoff natürlich sehr interessant. Denn die kann man tanken, so wie sie sind und man hat eine schnelle Wirkung bei der Reduktion der CO2-Emissionen.“
Heinrich Klingenberg, Referent Wasserstoffwirtschaft der Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH berichtete über das Green Hydrogen Hub Hamburg und das „Ökosystem“, das dort gemeinsam mit vielen anderen Branchen wie der Stahl- oder der Energieindustrie geschaffen wurde. „Wenn man Wasserstoff mit Batterietechnologie vergleicht, dann zeigt sich, dass wir hier eine Art Schweizer Taschenmesser haben: Wasserstoff lässt sich nämlich in einer Vielzahl von Anwendungen einsetzen. Dabei sorgen eine örtliche Produktion bzw. der Import als Grundlage auch für entsprechende Skaleneffekte und eine sichere Versorgung.“
Die Infrastruktur zur Versorgung mit Wasserstoff ist hierzulande allerdings noch ausbaufähig, wie einige der Teilnehmer bestätigten.
Quelle: Messe Frankfurt