Lukas Kurzmann ist bei der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH Leiter des UITP-Verbindungsbüros Karlsruhe. Die TechnologieRegion Karlsruhe GmbH (TRK GmbH), gegründet 2017, ist ein regionaler, bundeslandübergreifender und transnationaler Standortvermarkter fokussiert auf Wirtschaft, Innovation und Wissenschaft. Das Verbindungsbüro ist ein zentraler Baustein der „UITP-Karlsruhe Mobility Innovation Partnership“ zwischen dem Internationalen Verband für öffentliches Verkehrswesen (UITP) und der TRK GmbH. Die Gründungspartner sind neben der TRK GmbH und der UITP: INIT SE, PTV GROUP, Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) mit Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG) und Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), Messe Karlsruhe, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem Leistungszentrum Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe, Hochschule Karlsruhe (HKA), FZI – Forschungszentrum Informatik sowie die Industrie- und Handelskammer Karlsruhe.
Nahverkehrs-praxis: Wie / wann ist die Zusammenarbeit zwischen UITP und TRK zustande gekommen und gibt es weitere Akteure, die in der Partnerschaft involviert sind?
Kurzmann: Der Vorbildcharakter der TechnologieRegion Karlsruhe (TRK) als eine zukunftsweisende Mobilitätsregion wird auf der nationalen und internationalen Ebene immer ausgeprägter. Schon seit der Erfindung des Automobils und des Fahrrads – Carl Benz und Freiherr von Drais haben hier gewirkt – spielt das Thema Mobilität in der TRK bis heute mit Schwerpunkten wie Autonomes Fahren oder der Entwicklung von Lufttaxis von Volocopter eine herausgehobene Rolle. Mit der IT-TRANS ist die TRK zudem seit 2008 ein weltweit führendes Schaufenster für intelligente Lösungen im öffentlichen Personenverkehr. Das Mobilitäts-Knowhow in der TRK wurde mit der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrag im April 2019 zwischen dem Weltverband für öffentliches Verkehrswesen (UITP), der TRK GmbH sowie führenden regionalen Mobilitätsakteuren in der „UITP-Karlsruhe Mobility Innovation Partnership“ gebündelt.
Die UITP hat zum ersten Mal einen Kooperationsvertrag in dieser Form mit einer Region abgeschlossen und damit die Zusammenarbeit mit den hiesigen Mobilitätsakteuren weiter intensiviert. Damit verfügt die TRK über ein Alleinstellungsmerkmal TRK mit der sie als zukunftsweisende Mobilitätsregion mit hoher Innovationskompetenz international weiter an Profil gewinnt. Untermauert wird die Partnerschaft mit dem UITP-Verbindungsbüro in Karlsruhe, das ebenso ein weiteres Novum darstellt wie das regionale UITP-Regional Training Centre Karlsruhe.
Nahverkehrs-praxis: Was zeichnet die TechnologieRegion Karlsruhe als Mobilitätsregion aus?
Kurzmann: In der TRK befindet sich ein breitgefächertes Mobilitätscluster mit Mobilitätsakteuren und Netzwerken aus Wissenschaft, angewandter Forschung, Industrie, Politik, Verwaltung und Gesellschaft. Ein Beispiel dafür ist die „Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe“, welche die Kompetenzen von FZI (Forschungszentrum Informatik), Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit seinen zahlreichen Instituten und Lehrstühlen, vier Fraunhofer Instituten und der Hochschule Karlsruhe (HKA) bündelt. Dabei werden systematisch für das Forschungsfeld „Mobilität“ gemeinsame Anknüpfungspunkte für den Transfer der Erkenntnisse und Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft geschaffen.
Die Infrastruktur-Lösung „Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg“ bietet zahlreichen Mobilitätsunternehmen und – Institutionen eine offene Plattform für den Reallaborbetrieb von autonom und vernetzt fahrenden Fahrzeugen und den zugehörigen Systemkomponenten. Dabei ist die Integration des ÖPNV als zentraler Mobilitätsakteur in das Testfeld einmalig in Europa. Das Projekt EVA-Shuttle nutzt die Plattform, um in einem Stadtteil von Karlsruhe die letzte Meile – von der Haltestelle bis zur Haustür – durch per App buchbare autonom fahrende Mini-Busse zu überbrücken. In der Zukunft sollen die Shuttles in zentrale Mobilitätsplattform der Region „regiomove“ integriert werden, um das Portfolio an Bus- und Bahnverbindungen sowie Carsharing- und Leihfahrradanbieter zu erweitern. Um die Bahnverbindungen und speziell die Straßenbahnen bestmöglich auszulasten und die Anzahl von Kurier-Express-Paket-Dienst (KEP) Fahrzeugen in der Innenstadt zu reduzieren, sollen im Projekt regioKArgo Warenlieferungen mittels Nahverkehrsbahnen durgeführt werden. Damit ist die TRK Modellregion für die Verkehrssysteme der Zukunft, die auf nachhaltige öffentliche Mobilität durch CO2-Neutralität, Kosteneffizienz und Kundenfreundlichkeit abzielen.
Nahverkehrs-praxis: Welche aktuellen Themen werden in den Trainings behandelt und wie und von wem werden sie festgelegt?
Kurzmann: Das UITP-Regional Training Centre Karlsruhe hat im November 2019 seine Arbeit aufgenommen und bietet gemeinsam mit dem Dachtrainingscenter, der UITP Academy drei Mal pro Jahr Weiterbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlichen Verkehrswesens an. Die Themen der Trainings spiegeln die aktuellen Trends des ÖPNVs und der Mobilitätswende wider. Die in den zahlreichen Mobilitätsprojekten der in der TRK ansässigen Akteure und Real-Labore erworbenen Erfahrungen werden in den Trainings durch erfahrene Trainer an die Teilnehmer weitergegeben.
Das Trainingsprogramm 2021 startet mit dem Thema „Contactless, Mobile and Account-based Ticketing“. Das Training findet online vom 18. Mai bis 2. Juni statt. In sieben Trainingseinheiten je zwei Stunden, lernen die Teilnehmer das Thema Ticketing und dessen Trends näher kennen. Referenten sind UITP-Ausbilder mit umfassender Erfahrung im ÖPNV aus verschiedenen Regionen der Welt. Darüber hinaus lädt das Regional Training Centre Karlsruhe internationale Gastredner ein, um spezifische Lösungen, Praktiken und Fallstudien zu erläutern.
Im zweiten online Training „Bus Planning and Scheduling“ lernen die Teilnehmer wie sie die Planung und den Betrieb von Busservices effizienter gestalten können. Vom 22. Juni bis 7. Juli, in 7 Trainingseinheiten je zwei Stunden, präsentieren Experten aus dem ÖPNV aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen. Im dritten und letzten Training im Kalenderjahr 2021 liegt der Fokus auf „Mobility as a Service (MaaS)“ und dessen Anwendungen im Bereich ÖPNV.
Weitere Themen wie Autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz sind Bestandteil des Themenportfolios des Trainingszentrums in Karlsruhe. Die angebotenen Trainings und deren Themen repräsentieren einerseits die Themenschwerpunkte der in TechnologieRegion ansässigen Wirtschaft und Forschung, andererseits die von der UITP / UITP Academy identifizierten Mobilitätstrend.