Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. zieht eine ambivalente Bilanz für das Geschäftsjahr 2020. Mit 12,5 Milliarden Euro Umsatz erzielt die Bahnindustrie 2020 einen Höchstwert. „Das Plus von knapp 7 Prozent reflektiert die hohen Auftragseingänge der letzten beiden Jahre und die Resilienz der Bahnindustrie in Deutschland”, sagte VDB-Präsident Andre Rodenbeck. Das Inlandsgeschäft steigt um über 5 Prozent. Der Exportumsatz wächst um knapp 10 Prozent. Am stärksten bleibt das Fahrzeuggeschäft mit 9,2 Milliarden Euro Umsatz und einem Plus von 21 Prozent. Die Beschäftigungszahl bleibt stabil bei 53.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Dem gegenüber stehe aber ein starker, zu großen Teilen Pandemie-bedingter Einbruch der Auftragseingänge aus dem Ausland. Der Gesamtauftragseingang liegt 2020 bei 14 Milliarden Euro. Während die Auftragslage auf dem Heimatmarkt um 23,5 Prozent steigt, bricht sie im Export mit 3,5 Milliarden Euro massiv um 37,5 Prozent ein. Die Aufträge aus dem Ausland im Fahrzeugbereich schrumpfen sogar um 42 Prozent.
„Die Unternehmen der Bahnindustrie in Deutschland wissen um ihre Verantwortung und leisten seit über einem Jahr einen wertvollen Beitrag zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie, durch betriebliche Hygienekonzepte, strikte Testangebote und, wo immer möglich, mobiles Arbeiten,“ sagte Rodenbeck.
Investitionen müssten jetzt dynamisch Schub geben für die Mobilitätsrevolution 4.0. Das 70-Prozent-Elektrifizierungsziel bis 2025 könne und müsse Deutschland erreichen. Elektrifizierung durch Oberleitung brauche hinreichende Finanzmittel, weniger komplexe Planungsverfahren und optimierte Prozesse. Technologieoffene Förderanreize müssten darüber hinaus den Markthochlauf für neue Antriebe auf der Schiene aktivieren und bisher nicht geförderte Dual-Mode Lokomotiven einschließen, um eine maximale Klimawirkung zu erzielen.
Für einen Flächenrollout von ETCS sind Schienenfahrzeuge digital nachzurüsten mit sogenannten On-Board-Units (OBUs). ETCS mache streckenseitige Signalmasten künftig überflüssig. Trotz Unterstützung der EU und der Bundesländer fehle in Deutschland bislang eine klare Perspektive zur Förderung der digitalen Fahrzeugumrüstung.
Innovationen „Made in Germany“ würden bei heutigen Ausschreibungsmodellen noch zu oft durch den Rost fallen. Wo Vergaben starr auf den Anschaffungspreis fixiert seien, verlören oft Bestangebote für Kunden und Klimaschutz. Bestehende Ansätze im europäischen und deutschen Recht müssten konsequent angewendet werden, um innovative Technologien und europäische Wertschöpfung in disruptiv neue Mobilität zu übersetzen.
Quelle: Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V.