Bis zum Erscheinen der Nahverkehrs-praxis 9/10-2020 am 17. September 2020 veröffentlichen wir jeden Tag vorab zwei Statements aus dem „Ausblick der Fachbeiratsmitglieder der Nahverkehrs-praxis auf den öffentlichen Personenverkehr in der Corona-Krise“. Die Statements aller Fachbeiratsmitglieder lesen Sie in der Printausgabe.
ÖPNV muss pandemieresistenter werden Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer, Universität Kassel, Leiter Fachgebiet Verkehrsplanung und -systeme
Die Corona-Pandemie hat das Leben erheblich verändert und damit auch starke Auswirkungen auf Mobilität und Verkehrsnachfrage. Während die Verkehrsbelastungen im Kfz-Verkehr das alte Niveau wieder erreicht oder teilweise überschritten haben, liegt die Fahrgastnachfrage im ÖPNV je nach Kommune aktuell bei 50 bis 75% der vergleichbaren Nachfrage vor Corona. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben Homeoffice, Online-Lehre an Hochschulen und eingeschränktem Schulbetrieb haben viele Menschen Angst vor einer Ansteckung und meiden daher den ÖPNV.
Die Herausforderungen unserer Zeit wie Klimaschutz, Erhalt der Artenvielfalt, Verkehrs- und Energiewende bleiben auch in und nach Corona-Zeiten weiterhin aktuell und erfordern eine umfassende Lösung. Der ÖPNV ist und bleibt dabei ein sehr wichtiger Baustein für Klima- und Umweltschutz sowie für mehr Lebensqualität, vor allem in den Städten. Um Menschen für den ÖPNV (wieder) zu gewinnen, muss der ÖPNV pandemieresistenter werden – denn auch nach Corona werden Teil der Bevölkerung deutlich sensibler auf Grippewellen und gesundheitliche Risiken reagieren. Neben Aufklärung sind auch neue Konzepte für mehr Abstand und Sicherheit in Öffentlichen Verkehrsmitteln erforderlich: Das bereits vor der Pandemie umstrittene Maß von 4 Fahrgästen auf einen Quadratmeter bei der Bemessung muss geändert werden. Mehr Abstand bedeutet nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch mehr Komfort beim Reisen. Ein erheblicher Ausbau des ÖPNV mit neuen Linien und einer höheren Bedienungshäufigkeit ist für Klimaschutz und Verkehrswende dringend nötig – eine schnellere Umsetzung schafft mehr Abstand und ist damit ein Aspekt eines pandemieresistenten ÖPNV. Diese Umsetzung kostet natürlich viel Geld, sie ist aber erheblich günstiger als die Folgekosten einer autoorientierten Politik.
Lesen Sie den kompletten Beitrag mit allen Statements in der aktuellen Sept/Okt-Ausgabe der Nahverkehrs-praxis! Den vollständigen Beitrag können Sie in der digitalen Ausgabe hier lesen oder als Einzelheft bzw. als Abo hier bestellen.