Trotz oder gerade wegen der Coronakrise muss der ÖPNV seinen Fahrgästen weiterhin ein attraktives Angebot anbieten und dafür u.a. verstärkt auf die Themen „Hygiene“ und „Digitalisierung“ setzen – auch in den Werkstätten. Nahverkehrs-praxis sprach darüber mit mit Ralf Habbes, Betriebsleiter und Leiter Technik bei DSW21 in Dortmund.
Nahverkehrs-praxis: Wie sahen die Änderungen im Betriebsablauf der Werkstätten durch coronabedingten Lockdown und recht schnellen Hochlauf aus?
Ralf Habbes: Bei DSW21 gab es keinen Lockdown und damit auch kein Herunterfahren unserer Leistungen. Wir sind durchgängig mit mindestens 97 % des gewohnten Angebots gefahren und haben es sogar an manchen Stellen noch ausgeweitet. Demzufolge waren und sind auch die Anforderungen an unsere Stadtbahn- und Bus-Werkstätten durchgängig hoch. Gleichzeitig haben der Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie die Betriebssicherheit absolute Priorität.
Eine Zeitlang haben wir die Teams so organisiert, dass sie zeitlich und räumlich getrennt arbeiten und sich nicht begegnen. Dies war vor allem für die Mitarbeitenden, die sonst nicht im Schichtdienst arbeiten, eine Umstellung. Im Juni sind wir aber wieder zu den normalen Arbeitszeit- und Schichtdienstmodellen zurückgekehrt. Ein Farbsystem sorgt außerdem dafür, dass Teams untereinander Abstand halten.
Nahverkehrs-praxis: Welche Maßnahmen wurden in Fahrzeugen und in Werkstätten (z. B. Abstand halten, Mund-Nasenschutz tragen, sonstige Hygienemaßnahmen, Fahrzeugreinigung/-desinfizierung) zum Schutz der Fahrgäste und Mitarbeiter getroffen?
Ralf Habbes: Wir haben umfangreiche Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen getroffen: Die Reinigung und im Fahrerbereich auch Desinfektion von Fahrzeugen, die Absperrung der vorderen Tür und die Einstellung des Ticketverkaufs in den Bussen, die Verteilung von Desinfektionsmitteln und Masken an die Fahrer*innen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Viele weitere Maßnahmen, von der Information über Hygienemaßnahmen über das Schließen von Duschen und Umkleiden bis hin zur Reduzierung von Besprechungen gehören zu den Maßnahmen dazu.
Nahverkehrs-praxis: Digitalisierung wird als wichtige Maßnahme zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots betrachtet – Was verändert sich in der Werkstatt, und wie sehen die neuen Anforderungen an die Mitarbeiter aus?
Ralf Habbes: Viele Prozesse in den Werkstätten wie z.B. die Materialbestellung oder die Fehlerdiagnose sind bereits jetzt digital. Durch die Corona-Pandemie sind der Austausch und die Information untereinander noch digitaler geworden, ein Trend, der sich sicherlich verstärken wird. Wenn sich Schichten persönlich nicht begegnen, müssen digitale Möglichkeiten der Kommunikation beim Austausch helfen. Die eigentliche Arbeit in der Werkstatt wird aber weiterhin „analog“ stattfinden.
Nahverkehrs-praxis: Wie wird die Instandhaltung neuer und modernisierter Fahrzeuge organisiert – Eigenleistung und/oder Fremdunternehmen?
Ralf Habbes: Bei DSW21 erbringen wir alle Werkstattleistungen im Bus- und Stadtbahnbereich zu 100 % in Eigenleistung. Hier sind wir trotz der aktuellen Belastungen gut aufgestellt.