Haben die Chefs der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ihre Mitarbeiter ausgeschnüffelt? Entsprechende Vorwürfe hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Freitag erhoben. Im März habe das nach dem Vorstand zweithöchste Führungsgremium der BVG, die Bereichsleitung U-Bahn, auf Daten der Beschäftigtenvertreter zugegriffen, erklärte der zuständige Gewerkschaftssekretär Jeremy Arndt gegenüber der Zeitung „junge Welt“ (jW). Diese Vorgehensweise stelle nicht nur einen »eklatanten Verstoß gegen den Datenschutz« dar, sondern »zerstört auch nachhaltig das Vertrauen« zwischen den betroffenen Beschäftigten, ihren Interessenvertretern und der Konzernführung, so Verdi in einer Pressemitteilung. Auf den Rechnern seien nicht nur Protokolle mit Abstimmungsergebnissen festgehalten, sondern auch vertrauliche Personalsachen und gegebenenfalls Strategien gegenüber der Dienststelle. Die Chefs hätten so herausbekommen können, welche Mitarbeiter den Konzernchefs wohlgesonnen sind und welche nicht, sagte Arndt gegenüber jW. Die Beschäftigten behielten sich vor, Strafanzeige zu stellen. Schließlich sei die unbefugte Einsichtnahme in vertrauliche Daten keine Bagatelle.
BVG-Pressesprecherin Petra Reetz erklärte am Freitag gegenüber der jW, die Leitung habe sich keinen Zugriff zu den Daten verschafft. Dies sei technisch nicht möglich. In der IT-Abteilung habe ein Mitarbeiter einen Haken falsch gesetzt. An sensible Daten käme man bei der BVG nur durch einen Hackerangriff. Und Reetz versicherte: „Niemand hat sich eingehackt.“ Im Übrigen habe der Vorstand in einem Schreiben vom 11. August den Personalrat von der Panne in Kenntnis gesetzt. Von einem anonymen Tip wisse sie nichts.