Nachdem der Markt für Reisen mit Fernlinienbussen im Jahr der Marktöffnung (2013) bereits auf circa 8 Millionen Fahrten anwuchs, wurden in 2014 sogar circa 20 Millionen Fahrten nachgefragt. Das enorme Marktwachstum geht einher mit erheblichen strukturellen Veränderungen. Nachdem der ADAC bei der Kooperation ADAC Postbus ausgestiegen ist, die beiden Branchengrößen Meinfernbus und Flixbus fusioniert sind und die Deutsche Bahn ihr Busgeschäft neu ausgerichtet hat, melden alle Wettbewerber starke Kapazitätsausweitungen im laufenden Jahr. Der attraktive deutsche Markt zieht aber auch neue Wettbewerber wie das britische Unternehmen Megabus an, die das Angebot ebenfalls ausdehnen und sich Marktanteile über den Preis „erkaufen“ wollen. „Der ohnehin ruinöse Preiswettbewerb der Anbieter ist durch den stärkeren Marktauftritt von Megabus im April 2015 verschärft worden“, betont Prof. Dr. Andreas Krämer als Autor der Studie MobilitätsTRENDS2015, die sowohl die Preisentwicklung als auch die Preiserwartung der Kunden für Reisen mit Fernlinienbussen und alternativen Verkehrsmitteln beleuchtet.
Die Ergebnisse der Studie im Überblick
Megabus setzt das um, was angekündigt wurde: Extrem preisaggressiver Kampf um Marktanteile Nachdem Megabus bereits im letzten Jahr auf einzelnen Strecken in Deutschland aktiv war, wurde die Präsenz aktuell deutlich ausgebaut. Die ohnehin niedrigen Preise für Reisen mit Fernlinienbussen werden zurzeit massiv unterlaufen. Dies zeigt eine aktuelle Preisanalyse auf wichtigen Kernrelationen, die bereits Ende 2014 vom VCD für einen Preisvergleich genutzt worden sind. Diese Ergebnisse wurden durch eine Preis-Recherche für den 9. April 2015 (Reisestart) aktualisiert. Auf vier der zehn untersuchten Strecken steht der „Markteinsteiger“ Megabus nun im Wettbewerb mit etablierten Anbietern. Teilweise bietet das britische Unternehmen Preise von 1,50 EUR für eine einfache Strecke (z.B. München – Nürnberg oder Berlin – Hannover) an. Umgerechnet ergeben sich Preise pro km von weniger als 1 Cent. Im bisherigen Preiswettbewerb (Flixbus hatte im vergangenen Jahr massiv durch den Verkauf von 5-EUR-Tickets Schlagzeilen gemacht) wird somit eine neue Phase eingeleitet. Offenbar ist das zur Stagecoach Group gehörende Unternehmen willens, Marktanteile durch Kampfpreise zu erobern.
Dabei haben einerseits die Insolvenz des Anbieters DeinBus und anderseits das Ausscheiden des ebenfalls britischen Anbieters City2City bereits deutlich gemacht, dass die Geschäftsmodelle teilweise grenzwertig sind.
Kunden freuen sich über Preissenkungen, erwarten diese aber gar nicht in dieser Heftigkeit
Im Rahmen der Studie MobilitätsTRENDS 2015 wurde die mobile deutsche Bevölkerung danach gefragt, welchen Preis sie für eine Reise mit dem Fernlinienbus als so günstig einschätzen würde, dass das Verkehrsmittel eine echte Option darstellt. Im Mittel ergeben sich für eine Beispielstrecke von 300 km (4 Stunden Reisezeit) etwa 25 EUR (8,5 Cent pro km). In der Gruppe der Personen, die bereits Erfahrungen mit Fernlinienbussen gesammelt haben, ist der mittlere Preisgünstigkeitspunkt mit 24 EUR nur leicht niedriger. 60 Prozent der Befragten halten einen Preis von maximal 20 EUR für günstig. Ebenfalls bestimmt wurde der Preisgünstigkeitspunkt für das alternative Verkehrsmittel Bahn (Reisedauer 2,5 Stunden). Im Mittel liegt der mittlere Preispunkt für günstiges Reisen hier bei etwa 32 EUR (umgerechnet fast 11 Cent pro km). Gegenüber dem Konkurrenten Fernlinienbus errechnet sich für die Bahn ein Preispremium für die schnellere Reise, gegebenenfalls Komfortvorteile oder andere Leistungsunterschiede von etwa 7 EUR (bezogen auf die Beispielstrecke von 300 km).
Kampfpreise werden die Preiswahrnehmung der Verbraucher verändern. Vor dem Hintergrund der Studienergebnisse kann geschlossen werden, dass der Preiswettbewerb für Reisen mit Fernlinienbussen weniger durch die Preissensitivität und Preiserwartungen der Kunden bestimmt wird als vielmehr durch die Strategien der Anbieter. Die günstigsten im Markt verfügbaren Preise liegen deutlich niedriger als die in der Befragung ermittelten mittleren Preisgünstigkeitspunkte. Bei den 10 untersuchten Relationen ergibt sich im Mittel ein im Markt verfügbarer Preis pro km von ca. 3 Cent, während die Kunden im Mittel bereits 8 Cent als preisgünstig einschätzen.
Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.