Angebotsverbesserungen nach Infrastrukturausbau / Ersatz alter lokbespannter S-Bahn-Züge / Vergabe in zwei Losen
Der Freistaat gibt die Verkehrsleistungen der S-Bahn Nürnberg in den Wettbewerb. Gegenstand des Vergabeverfahrens sind die heutigen S-Bahn-Strecken von Nürnberg nach Bamberg, Hartmannshof, Altdorf, Neumarkt, Roth und Ansbach/Dombühl. Auch der heutige Allersberg-Express (zukünftige S5) ist Teil der Vergabe. Damit wächst das Nürnberger S-Bahn-Netz um weitere 48 Kilometer auf 272 Kilometer Streckenlänge. „Das Fahrplanangebot können wir insbesondere dann verbessern, wenn DB Netze die Infrastruktur fertig ausgebaut hat. Insgesamt werden wir das Angebot um sechs Prozent ausweiten“, so Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann. Zudem werden die älteren lokbespannten Wagenzüge durch neue Fahrzeuge ersetzt. Der Vertrag beginnt im Dezember 2018 und läuft bis Dezember 2030. Wegen des großen Umfangs sollen die Verkehrsleistungen der S-Bahn Nürnberg in zwei Losen vergeben werden. Das heißt, den Auftrag können auch zwei Betreiber erhalten. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Bayerischen Verkehrsministeriums den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert, hat jetzt die Vergabeunterlagen an alle Verkehrsunternehmen versandt, die sich im Teilnahmewettbewerb für das weitere Verfahren qualifiziert haben.
Bessere Taktung und Erweiterung des 20-Minuten-Takts
Das zukünftige Angebot der Nürnberger S-Bahn basiert wie bisher auf einem 20/40-Minuten-Takt. Nach Fertigstellung der erforderlichen Infrastrukturausbauten wird die BEG das Angebot deutlich erweitern. „Nach Erlangen wird es einen durchgehenden 20-Minuten-Takt geben, der im Berufsverkehr bis Forchheim verlängert wird“, so Herrmann. Die S4 Nürnberg – Ansbach wird zweistündlich bis nach Dombühl verkehren. Zusammen mit dem Regionalexpress Nürnberg – Stuttgart haben die Fahrgäste in Dombühl und am neuen Bahnhof Leutershausen-Wiedersbach dann eine stündliche Anbindung an Nürnberg. Sollte der Infrastrukturausbau nach Dombühl vor Ende 2018 fertiggestellt sein, bestellt die BEG die Angebotsverbesserungen früher. Der heutige Allersberg-Express pendelt als künftige Linie S5 zwischen Nürnberg und Allersberg.
Die beiden sogenannten Eventualpositionen, die die BEG zusätzlich bei den Bietern anfragt, beinhalten ein nochmals erweitertes Betriebsprogramm: die Einführung von Nachtverkehren an Wochenenden und die Ausweitung des 20/40-Minuten-Takts zwischen Nürnberg und Altdorf. Die Umsetzung hängt jedoch vom Angebotspreis und von der Finanzierbarkeit ab.
Für den Fall, dass der Fürther Verschwenk (Neubaustrecke Stadeln – Eltersdorf) mit seinen neuen Haltepunkten Stadeln und Steinach und der viergleisige Ausbau auf den Strecken Fürth – Stadeln sowie Eltersdorf – Erlangen – Forchheim bis zum Betriebsstart wider Erwarten noch nicht fertiggestellt ist, hat die BEG mehrere Betriebsstufen vorgesehen. Nach Fertigstellung des Fürther Verschwenks kann der durchgehende 20-Minuten-Takt nach Erlangen umgesetzt werden.
Mindestvorgaben der BEG
Für beide Lose macht die BEG detaillierte Qualitätsvorgaben: Die Sitzplatzkapazitäten werden im Großteil des Netzes mindestens auf dem bisherigen Stand gehalten und auf einigen Strecken ausgeweitet. „Die Fahrzeuge müssen an S-Bahn-Stationen mit einer Bahnsteighöhe von 76 cm über einen barrierefreien Einstieg verfügen. Außerdem fordern wir pro Zugteil eine barrierefreie Toilette“, so Johann Niggl, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Darüber hinaus seien Mehrzweckbereiche zum Beispiel für Kinderwagen und Fahrräder vorgesehen. Auch verpflichtet die BEG den künftigen Betreiber dazu, Sicherheitspersonal einzusetzen. „Das Sicherheitspersonal soll spätestens ab 21 Uhr bis zum Betriebsschluss sowie an den Wochenenden am frühen Morgen in den S-Bahn-Zügen Streife laufen“, erläutert Niggl.
Das Verkehrsunternehmen muss zudem am Qualitätsmesssystem der BEG teilnehmen. Damit prüft die Bayerische Eisenbahngesellschaft die Sauberkeit, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung, die Fahrgastinformation im Zug, die Servicequalität des Sicherheitspersonals und die Kundenorientierung bei Beschwerden. Auch gelten hohe Anforderungen hinsichtlich Pünktlichkeit und Anschlusssicherung, Störfallmanagement und Echtzeit-Fahrgastinformation.
Die BEG erwartet die Anerkennung und Anwendung des Gemeinschaftstarifs im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). Für den Ticketverkauf im Regionalverkehr über das Verbundgebiet hinaus muss das Verkehrsunternehmen die Preise und Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn AG anwenden. Anerkannt werden müssen neben den Nahverkehrsfahrkarten aller Eisenbahnverkehrsunternehmen unter anderem auch die BahnCard sowie Sonderangebote wie z. B. das Bayern-Ticket. Zudem verlangt die BEG personenbedienten Verkauf mit Mindestöffnungszeiten in Nürnberg Hbf, Fürth Hbf, Bamberg, Schwabach, Erlangen, Neumarkt, Roth, Ansbach, Hersbruck as d. Pegnitz, Lauf as d. Pegnitz, Forchheim und Altdorf. Damit ist sichergestellt, dass Kunden auch weiterhin einen persönlichen Ansprechpartner für Beratung und Kauf von Fahrscheinen haben werden.
Zeitplan und Verfahren
Die Vergabe der Leistungen erfolgt in einem europaweit bekanntgemachten freihändigen Vergabeverfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb. Im Teilnahmewettbewerb konnten sich – wie bei der klassischen öffentlichen Ausschreibung – alle interessierten Eisenbahnverkehrsunternehmen bewerben. Die Verfahrensart bietet den Vorteil, mit den Bewerbern über die komplexen, vorab nicht abschließend beschreibbaren Vertragsbedingungen für eine Kapitaldienstgarantie Gespräche führen zu können. Durch die Kapitaldienstgarantie verspricht sich die BEG eine Förderung des Wettbewerbs, weil damit die hohen Investitionen in die Fahrzeuge leichter finanziert werden können. Angebote können bis 22. Oktober abgegeben werden. Der Zuschlag erfolgt voraussichtlich im Januar 2015.
Detailliertere Informationen im BEG-Flyer zur Vergabe der S-Bahn Nürnberg unter www.beg-ausschreibungen.de.