Am 27. März 2014 wurde in Braunschweig ein Stück Geschichte in der Entwicklung der Elektromobilität im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geschrieben. Mit der Einstellung der Liniennummer M19 und der 12 km langen Fahrroute geht in Braunschweig der bundesweit erste rein elektrisch betriebene Bus in den Linienbetrieb. Fast lautlos und ohne Emission.
Das Besondere an diesem Projekt ist, dass dieser Bus nicht stundenlang an einer Ladestation hängt und seine Batterien auflädt. Der 12 Meter Solaris Urbino electric lädt induktiv während der kurzen Pausen zwischen zwei Linienfahrten oder im Linienbetrieb an einer der Haltestellen im Netz. Mit einer Leistung von 200 kW werden die Ionen Lithium Batterien im Schnellvorgang geladen und ohne Verzögerung im Linienbetrieb kann der Bus seine Tour fortsetzen.
In weniger als zwei Jahren konnte das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sowie der Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) mit fast 3 Millionen Euro geförderte Projekt "emil = Elektromobilität mittels induktiver Ladung" umgesetzt werden.
Freigabe aller Komponenten erfolgte durch den TÜV Nach dem Abschluss der letzten Systemoptimierungen, bereits fast 3.000 elektrisch gefahrenen Kilometern und mehr als 280 dokumentierten Ladevorgängen mit dem neuen Elektrobus, hat das induktive Ladesystem (PRIMOVE) seine Zulassung für den Linienverkehr durch den TÜV Süd zugesprochen bekommen.
Fahrten auf der M19
Die Ringlinie M19 ist eine 12 km lange mit 25 Haltestellen ausgestattete Metrolinie des Braunschweiger Busnetzes. Sie verkehrt wochentags im 10-Minuten-Takt und befördert täglich im Schnitt 6.000 Fahrgäste. Der Linienweg der M19 führt ab dem Braunschweiger Hauptbahnhof über den Innenstadtring an Wohngebieten, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Veranstaltungszentren und innerstädtischen Industrieparks vorbei. Sie kreuzt auf ihrer Fahrt zurück zum Hauptbahnhof wichtige Umstiegshaltestellen. Die stark frequentierte und im Braunschweiger Stadtbild sichtbare Ringlinie induktiv zu befahren, gewährleistet eine hohe Wahrnehmung in der Braunschweiger Öffentlichkeit. Aber auch auswärtige Fahrgäste nutzen gerne die M19 für ihre Fahrten ab Hauptbahnhof.
Der 12 Meter lange Solo-Elektrobus kann aber keinen der Gelenkbusse der Ringlinie M19 ersetzen. Er wird ab dem 27. März zwischen den festen Linienbussen als Einsatzbus mit zunächst zwei festen Fahrten von montags bis freitags um 15:02 und 16:32 Uhr ab Hauptbahnhof fahren. Im Herbst 2014, wenn die weltweit ersten rein elektrisch gefahrenen und mittels Induktion geladenen 18 Meter Gelenkbusse der Firma Solaris den Linienbetrieb aufnehmen, kann die M19 fast rein elektrisch gefahren werden.
Die Technologie hinter PRIMOVE – Das Induktionsprinzip
Die auf induktiver Energieübertragung beruhende PRIMOVE-Technologie ermöglicht die drahtlose Stromübertragung zwischen den Komponenten im Boden und den unter den Fahrzeugen angebrachten Aufnahmespulen. Dabei wird die Energie über Induktionsschleifen in der Straße berührungsfrei in den Bus übertragen und dort in einer Batterie gespeichert oder vom E-Motor direkt in Bewegung umgesetzt. Da alle Elemente unterirdisch verlegt sind, fügt sich die Lösung harmonisch ins Stadtbild ein und bietet Verkehrsunternehmen völlig neue Möglichkeiten für integrierte Transportsysteme.