Die Deutsche Bahn (DB) steigt in den industriellen 3D-Druck ein, um ihre Züge schneller und einfacher reparieren zu können. Im Instandhaltungswerk in Neumünster nimmt das Unternehmen eigene industrielle und besonders leistungsfähige 3D-Druck-Maschinen in Betrieb.
Der 3D-Druck ist für die DB eine Schlüsseltechnologie, um auch in Zeiten von weltweiten Lieferengpässen und Rohstoffmangel die richtigen Ersatzteile parat zu haben. So kann die Zahl der verfügbaren Fahrzeuge gesteigert werden. Die größeren Fahrzeugkapazitäten sind ein entscheidender Beitrag für mehr Qualität und Pünktlichkeit. Es ist schneller, ressourcenschonender und mitunter sogar günstiger, Bauteile im 3D-Druck-Verfahren herzustellen, als sie auf konventionellem Weg zu beschaffen.
Seit 2015 hat die DB bereits mehr als 30.000 Teile aus dem 3D-Druck für insgesamt 500 verschiedene Anwendungen eingesetzt. Das Spektrum reicht vom Mantelhaken aus Kunststoff bis hin zur 27 Kilogramm schweren „Kastenkulisse“ aus Metall für einen ICE. Gedruckt wurden die Teile vor allem mit Hilfe eines Netzwerks aus Partnerfirmen. Jetzt rollt die DB den Einsatz des 3D-Drucks weiter aus und stellt immer mehr Produkte selbst her.
Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik: „Unser Ziel ist ein digitales Warenlager: Bis 2030 sollen rund 10.000 Bauteile quasi auf Knopfdruck im 3D-Drucker herstellbar sein. Das sind etwa zehn Prozent der in der Fahrzeuginstandhaltung verwendeten Teile.“
Im Instandhaltungswerk in Neumünster stellt die DB Ersatzteile aus Kunststoff für ihre Züge her. Dazu gehören beispielsweise Lüftungsgitter, Kabelhalter, Griffe oder Abdeckungen. Diese Teile sind zum Teil nicht mehr lieferbar oder können nur nach sehr langer Wartezeit oder zu hohen Kosten beschafft werden. Die 3D-Druck-Maschinen in Neumünster können Werkstoffe verarbeiten, die die besonderen technischen Anforderungen für Bauteile in Zügen erfüllen, etwa besondere Flammfestigkeit.
In einem weiteren Instandhaltungswerk in Nürnberg druckt die DB bereits Arbeitsmittel für die Produktion, die den Mitarbeitenden die Arbeit erleichtern. Dazu gehören beispielsweise Schablonen, mit denen Piktogramme aufgeklebt oder Scheinwerfer abgedeckt werden, wenn ein Zug lackiert wird. Diese Schablonen sparen zeitraubendes individuelles Anpassen oder Abkleben und werden möglichst aus recyclebarem Material hergestellt.
In ihren Werken hat die Bahn den 3D-Druck inzwischen als festen Bestandteil in die Ausbildung integriert. Im Rahmen der Novellierung der Metall- und Elektroberufe gibt es für Auszubildende ab dem 3. Lehrjahr im gewerblich-technischen Bereich (wie Mechatroniker, Elektroniker, Industriemechaniker) erstmalig auch eine Zusatzqualifikation im Bereich 3D-Druck. In einem DB-internen Wettbewerb können Mitarbeiter jedes Jahr Vorschläge für neue Anwendungen.
Quelle: Deutsche Bahn AG